Der ewige Zwist mit Löwen
Das Nahrungsspektrum von Tüpfelhyänen überlappt sich stark mit demjenigen von Löwen. Tüpfelhyänen jagen von Hasen über Gazellen bis zu 800 kg schwere Büffel und Elenantilopen, im Grunde ziemlich alles, was ihnen vor die Fänge gerät. Doch sie sind nicht die einzigen Raubtiere im Ngorongoro-Krater und streiten sich fast täglich mit den Löwen um Beute, insbesondere wenn sie große Beute reißen.
Entgegen der gängigen Meinung sind es meist die Löwen, die Risse von Hyänen übernehmen, nicht umgekehrt. Dies erstaunt kaum, denn die bis zu 550 Tüpfelhyänen des Ngorongoro-Kraters würden nie satt von den Resten der Risse der gerade einmal 25 bis 40 erwachsenen Löwen.
Wenn bei den Streitereien ein erwachsenes Löwenmännchen dabei ist, dominieren die Löwen den Riss immer, unabhängig davon, wie viele Hyänen anwesend sind. Trotzdem versuchen Hyänen auch dann manchmal, die Löwen einzuschüchtern und zu ärgern, bis diese sich entnervt zurückziehen, oder genügend abgelenkt sind, damit Hyänen Knochen und andere Teile vom Riss stehlen können. In den meisten Fällen legen sich die Hyänen jedoch einfach in der Nähe hin und warten, bis es den Löwen zu heiß wird oder sie voll sind und sich auf die Suche nach einem Ruheplatz begeben.
Löwen sind im Ngorongoro-Krater die häufigste Todesursache von Hyänen. Löwenmännchen sind doppelt so groß und drei bis viermal so schwer wie Tüpfelhyänen und können erwachsene Hyänen mit einem Prankenhieb töten. Das vorsichte Verhalten von Hyänen Löwen gegenüber ist deshalb gut begründet.
Bei Streitereien mit Löwenweibchen stehen die Chancen besser. Tüpfelhyänen können Risse behaupten oder von Löwen übernehmen, wenn nur Löwenweibchen und Jungtiere anwesend sind. Dafür müssen sie jedoch mindestens sechsmal mehr Gruppenmitglieder rekrutieren als die Löwen. Im Ngorongoro-Krater, wo die Hyänen-Territorien relativ klein und die Clans groβ sind, schaffen die Hyänen das regelmäβig. Es ist deshalb nicht unüblich zu sehen, wie Hyänen ihren Riss gegen Löwen behaupten oder Hyänen und Löwen gemeinsam von einem Riss fressen.
Weitere Informationen
Höner OP, Wachter B, East ML, Hofer H (2002) The response of spotted hyaenas to long-term changes in prey populations: functional response and interspecific kleptoparasitism. Journal of Animal Ecology 71: 236-246.