Krankheiten
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Krankheiten und die Folgen

Tüpfelhyänen sind bekannt für ihr ausgezeichnetes Immunsystem. Sie überleben nicht nur schwerste Verletzungen, sondern sind auch immun gegenüber Krankheiten wie Milzbrand, an denen viele andere Tiere sterben. Im August 2001 beobachteten wir jedoch eine junge Tüpfelhyäne, Vimba, mit Anzeichen einer neuartigen Krankheit. Dabei schwillt der Kopf zuerst einseitig stark an. Wenige Tage später bildet sich dann bei den meisten ein großer Abszess am Kieferwinkel, der kurz darauf aufplatzen kann. Die Symptome gleichen denjenigen, die bei Pferden mit Druse festzustellen sind.

Vimba erholte sich von der Krankheit und den Verletzungen (und lebt auch heute, knapp 15 Jahre später) noch, doch zwischen September 2002 und Februar 2003 zeigten plötzlich viele Hyänen im Krater Symptome dieser Krankheit und einige davon starben daran. Unsere Untersuchungen zeigten, dass die Hyänen mit dem Bakterium Streptococcus equi ssp. ruminatorum infiziert waren, einer Unterart des Bakteriums, das die Druse bei Pferden verursacht. Wir entdeckten zusätzlich, dass nicht alle Tüpfelhyänen äußere Krankheitssymptome aufwiesen, die von diesem Bakterium infiziert waren.

Woher kam der Erreger?

Um diese Frage zu beantworten, analysierten wir den Genabschnitt mit der Bauanleitung für ein Protein, das für die Gefährlichkeit des Erregers bei Pferden entscheidend ist, und zwar sowohl bei erkrankten und symptomfreien Tüpfelhyänen als auch bei anderen Raubtierarten und Beutetieren. Dabei stellte sich heraus, dass der entsprechende Abschnitt des Bakterienstamms erkrankter Hyänen große Ähnlichkeit mit dem Abschnitt eines Bakterienstamms aufwies, den wir bei Kamelen fanden, die erst vor wenigen Jahren in das Umland des Kraters eingeführt wurden. Im Vergleich dazu waren die Unterschiede zu den Abschnitten der Bakterienstämme symptomfreier Hyänen, Afrikanischer Wildhunde und von Beutetieren (Steppenzebra und Büffel) deutlich größer. Diese phylogenetischen Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Bakterienstamm, der bei Tüpfelhyänen Krankheit und Tod verursacht, von eingeführten Nutztieren auf die Tüpfelhyänen übertragen wurde.

Welche Auswirkungen hatte der Krankheitsausbruch auf die Hyänenpopulation?

Der Krankheitsausbruch wirkte sich kurzfristig merklich auf den Tüpfelhyänenbestand aus. Das in den Jahren vor dem Ausbruch beobachtete stetige Populationswachstum wurde gestoppt und während zwei Jahren gab es sogar einen geringen Rückgang in der Gesamtzahl der Krater-Hyänen. Auch während der drei Jahre nach dem Ausbruch waren Auswirkungen zu erkennen. Da während des Ausbruches vor allem sozial untergeordnete und jüngere Tiere starben, erreichten weniger Junghyänen das fortpflanzungsfähige Alter, was zu weniger Nachwuchs führte.

Die langfristigen Auswirkungen waren jedoch weit weniger dramatisch als befürchtet, denn während des Ausbruchs verringerte sich die Anzahl erwachsener Weibchen nur unmerklich und fünf Jahre nach dem Krankheitsausbruch gab es sogar mehr Hyänen als kurz vor dem Ausbruch.


Weitere Informationen

Höner OP, Wachter B, Goller KV, Hofer H, Runyoro V, Thierer D, Fyumagwa R, Müller T, East ML (2012) The impact of a pathogenic bacterium on a social carnivore population. Journal of Animal Ecology 81: 36-46.

Speck S, Höner OP, Wachter B, Fickel J (2008) Characterization of Streptococcus equi subsp. ruminatorum isolated from spotted hyenas (Crocuta crocuta) and plains zebras (Equus burchelli), and identification of a M-like protein (SrM) encoding gene. Veterinary Microbiology 128: 148-159.

Höner OP, Wachter B, Speck S, Wibbelt G, Ludwig A, Fyumagwa RD, Wohlsein P, Lieckfeldt D, Hofer H, East ML (2006) Severe Streptococcus infection in spotted hyenas in the Ngorongoro Crater, Tanzania. Veterinary Microbiology 115: 223-228.