Wen die Weibchen mögen
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Wen Frauen mögen

Wer den Paarungspartner sorgfältig auswählt hat Vorteile. Für viele Weibchen erhöht ein guter Paarungspartner ihre Chancen, gesunden und erfolgreichen (im Darwin’schen Sinn) Nachwuchs groß zu ziehen. Den Partner sorgfältig auszuwählen ist besonders wichtig für Tüpfelhyänenweibchen, denn sie investieren mehr in ihren Nachwuchs als die Weibchen der meisten anderen landlebenden Raubtiere. Sie bringen pro Wurf meist nur ein oder zwei Junge, ganz selten drei, zur Welt und stillen diese bis zu zwei Jahre lang mit äußerst energiereicher Milch.

Tüpfelhyänenweibchen können ihre Partner auswählen. Bei Tüpfelhyänen sind die Weibchen dominant gegenüber den Männchen (insbesondere den eingewanderten Männchen) und können deshalb Avancen unerwünschter Männchen zurückweisen. Zudem müssen die Männchen beim Paarungsakt wegen der besonderen Anatomie und Position der vermännlichten äußeren Geschlechtsorgane der Weibchen eine sehr instabile Position einnehmen – wenn es mit der Paarung klappen soll, muss das Weibchen mithelfen. Tüpfelhyänenweibchen können deshalb, im Gegensatz zu vielen anderen Säugetieren, nicht zur Paarung gezwungen werden. Einen Pseudopenis zu haben hat also einen großen Nutzen, denn er ermöglicht den Weibchen, ihren Lieblingspartner auszuwählen. Und Tüpfelhyänenweibchen wissen sehr genau, mit welchen Männchen sie sich paaren wollen.

Weibchen vermeiden Inzucht mit nahverwandten Männchen. Unsere genetischen Vaterschaftsanalysen an mehr als 1000 Jungtieren zeigten, dass junge Weibchen  besonders gerne Partner wählen, die nach ihrer Geburt in den Clan einwanderten. Bleibt ein Männchen zu Hause, wird es meist nur von Weibchen gewählt, die älter sind als das Männchen. Mit diesen einfachen Regeln vermeiden die Weibchen auf effiziente Weise Paarungen mit ihrem Vater und ihren älteren Brüdern und verringern so die Gefahr, ingezüchtete Nachkommen zu zeugen.

Weibchen bevorzugen zudem ‚freundliche‘ Männchen und ältere Weibchen mögen besonders gerne Partner, zu denen sie bereits eine längerfristige Beziehung haben. Männchen verbringen deshalb viel Zeit damit, freundschaftliche Beziehungen mit den Weibchen aufzubauen; dabei folgen sie Weibchen manchmal während mehreren Wochen ununterbrochen und auf Schritt und Tritt – wir nennen dieses Verhalten ‚beschatten‘.

Die Partnerwahl der Tüpfelhyänenweibchen hat großen Einfluss auf die Fortpflanzungsstrategien und die Lebensgeschichten der Männchen.

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Weitere Informationen

Höner OP, Wachter B, East ML, Streich WJ, Wilhelm K, Burke T, Hofer H (2007) Female mate-choice drives the evolution of male-biased dispersal in a social mammal. Nature 448: 798-801.

Höner OP (2013) Die Macht der Alpha-Mütter. forschung, Magazin der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1/2013: 16-21.